Nachdem Robert Jähnen sein Studium zum Industriedesigner auf Burg Giebichenstein der Kunsthochschule Halle absolviert hat, kam er 2015 zu uns ins Unternehmen. Hier verantwortet er im Team von PAVEL PLUS die Entwicklung unseres Baukastensystems und leitet zudem den Bereich Innenraumplanung bei Holz, Verstand und Partner.
Was ist für Dich als Industriedesigner das Faszinierende an PAVEL PLUS und seinen Möglichkeiten?
Ich empfinde es als sehr angenehm, dass wir nicht mehr über das Design reden müssen — es ist gesetzt. Gleichzeitig ist es so neutral, dass es nahezu als solches nicht wahrgenommen wird. Unser PAVEL geht sehr respektvoll mit dem Ort um, an dem er platziert wird. Er fügt sich fast selbstverständlich ein, obwohl er mit der Architektur oder der Umgebung erst einmal nichts zu tun hat.
Wir können mit dem Grundmodul »Light« beim absoluten Minimum anfangen — es markiert erst einmal nur den Ort und schafft noch keine Gebäudehülle. Damit unterbricht es nicht den Fluss des Gartens oder der Landschaft, sondern verhält sich vielmehr wie ein Torbogen oder ein Rankgitter. Von dort aus können wir mit unseren Auftraggebern auf sehr modulare Weise eine Idee dafür entwickeln, wie wir den Raum ordnen, lenken, schließen oder öffnen wollen.
Der Baukasten ist dafür ein wunderbares Spielzeug und bietet uns wie ein Bauklotzspiel grenzenlose Möglichkeiten, die Ideen bis ins Unendliche zu treiben — wenn es gewünscht wird bis zum Palast. Da das Design und auch die Grundkonstruktion samt Verbindung der Module geklärt sind, können wir uns auf die Ausgestaltung und die Details fokussieren.
Durch das System können wir darüber hinaus überall mit mannigfaltigen Lösungen andocken. Und dann können wir es mit unendlich vielen Details erweitern, wie die Projekte, die wir hier vorstellen, auch zeigen.
Welche Rolle spielst Du im Projektprozess und wie begleitest Du die Auftraggeber bei der Entwicklung ihres individuellen PAVEL?
Unsere Projekte fügen sich so wunderbar in den jeweiligen Ort, weil wir den Ideen und Vorstellungen unserer Auftraggeber einen Rahmen geben, welchen sie dann mit ihrer Individualität anreichern.
Ich gebe nur so viel rein, wie es braucht. Nur meinen Schuh durchzuziehen ist für mich fast ein bisschen uninteressant. Im Grunde ziehe ich mich sogar sehr zurück — denn der PAVEL funktioniert auch ohne mich. Dennoch bin ich gern im Projekt vertrautes Gesicht und Ansprechpartner.
Haben sich unsere Kunden den PAVEL selbst konfiguriert, nehme ich das erst einmal gern so auf und freue mich, dass das System funktioniert. Wenn die unendlichen Möglichkeiten ab einem gewissen Punkt dann doch überfordernd sind, bringe ich Klarheit rein und mache die passenden Vorschläge für das, was unsere Kunden wirklich brauchen. Oft sind die Aufgabenstellungen und Ideen auch unkonkret.
Ich halte ihre Ideen grafisch fest und schaue von dort aus, welche individuellen Lösungen noch gebraucht werden, beispielsweise wenn der PAVEL an ein Bestandsgebäude angeschlossen oder an einem bestehenden Ort integriert werden soll. Wir klären gemeinsam, wo wir uns nach außen angliedern müssen und was nach innen beachtet werden muss.
Es ist mir wichtig, mich in unsere Kunden hinein zu versetzen und zu verstehen, was sie in Zukunft brauchen, dann nämlich, wenn sie den Ort nutzen. Wir müssen Anforderungen formulieren und mitdenken, die sie noch gar nicht formulieren können, die jedoch Einfluss haben werden, beispielsweise wenn es um Akustik geht. Und ich muss mich hineinfühlen, wo Kompromisslinien liegen — alle haben ihr eigenes Maß dafür, was sie für vernünftig und angemessen halten. Im Termin mit den Kunden nutze ich Kugelschreiber und Schmierblatt, um quasi mit dem Stift zu denken und alles festzuhalten. Die konkrete Entwurfsausarbeitung mit detaillierten Zeichnungen erfolgt dann am Schreibtisch. Unser Ziel ist es natürlich, mit einem Vorschlag zurückzukommen, der die Kunden umhaut und begeistert — das schafft eine schöne Energie für den weiteren Projektverlauf.
Von dort aus verfeinern wir gemeinsam Grundriss und Details. Anschließend gehen wir in ein stufenweises Teamwork über: ich bringe Ideen und Anforderungen und unser Team findet dafür technische Lösungen und sorgt für die Klärung aller sich daraus ergebenden Detailfragen.
Welcher der bisherigen PAVEL-Projekte hatte die größten Herausforderungen im Design? Welche Herausforderungen waren das und wie bist Du sie angegangen?
Der Besprechungsraum war eine sehr angenehme Herausforderung, da es unsere erste Indoor-Lösung gewesen ist. Der PAVEL musste sich in den Raum integrieren und diesen auflösen. Dafür brauchten wir für die Realisierung eine ganz andere Ästhetik, damit er mehr wie ein Möbeldesign wirkt, was wir hauptsächlich über die Auswahl des Holzes realisieren konnten.
Wir haben bei diesem Projekt nicht auf ein weiches Nadelholz mit gröberer Struktur gesetzt, sondern uns bewusst für Baubuche entschieden, welche sehr fein aufgelöst ist. Dadurch wirkt der PAVEL weniger wie ein Gebäude, sondern in seiner Dimension und trotz seiner Größe viel mehr wie ein Möbelstück. Gerade weil die gesamte Konstruktion so groß ist, war es uns wichtig, den PAVEL in seiner Gestaltung feiner aufzulösen. Und dann sind da die ganzen neuen Parameter, welche wir für Indoor benötigen, allen voran der Anspruch an die Akustik. Akustik liegt mir persönlich sehr am Herzen und es schmerzt mich immer, wenn diese nicht gut umgesetzt ist, da sie viel Einfluss auf die Qualität und Nutzung des Ortes hat — Ergebnis haben wir eine sehr ästhetische Gesamtlösung mit spannenden Sichtachsen, abgestimmter Einrichtung und vielen technischen Raffinessen geschaffen, welche das komplette Büro zum Loft macht und für die Mitarbeitenden einen zentralen Ort schafft.
Wo siehst Du noch Potenziale des PAVEL, die Ihr bisher nicht ausgeschöpft habt?
Diese Arbeit machen unsere Kunden — im besten Sinne gemeint. Das Schöne ist, dass die Projekte fast wie durch Zufall zu uns kommen und wir von den Absichten unserer Kunden überrascht werden. Der Reiz entsteht, wenn sie mit einer neuen Idee kommen, über die wir vorher noch nicht nachgedacht haben. Wir hatten PAVEL beispielsweise am Anfang überhaupt nicht als Besprechungsraum oder in einem vergleichbaren Nutzungsszenario gesehen. Doch dann kam die Anfrage und wir wussten, dass es möglich sein wird. — Und das Ergebnis spricht für sich. Vielleicht gestalten und planen wir bald Fahrradgaragen, doppelstöckige oder schwimmende PAVEL oder Papageienkäfige – wer weiß. Möglich ist das alles. Auch ein PAVEL als Hausboot ist sehr interessant, weil wir uns im Planungsprozess unglaublich einschränken müssen. Aber dabei bildet der PAVEL immer wieder nur den Rahmen und die Individualisierung steht noch mehr im Fokus.
Hast Du ein Wunschprojekt, welches Du gern umsetzen möchtest und wie sieht das aus?
In Dresden gibt es eine alte Tradition der Lauben; die Gründerzeitvillen hatten meist auf der Grundstücksecke einen Pavillon. So einen Pavel als Ecksituation auf einer Grundstücksecke möchte ich gern realisieren. Ich mag den Gedanken, dass früher etwas repräsentativer gebaut wurde. Haus und Grundstück haben sich mit dem Gesicht mehr zur Straße gestellt und sich gezeigt. Ein Gegensatz zu vielen Häusern heute, die sich oft wie der Panzer einer Schildkröte zur Straße stellen und sich nach hinten öffnen.
So ein vorgeschobenes Element wie ein Pavillon ist sehr charakteristisch und spielt mit der Idee, dass man zum Aufenthalt an die Straße geht und sich nicht hinter das Haus zurückzieht. Und dafür ist PAVEL ideal: er kann gleichzeitig den Raum öffnen und schließen, oder in der Kombination aus beidem wirken.
Danke, Robert.